Helfer-Klient-System
Leistung des systemtischen Ansatzes
Ein zentraler Vorteil der systemischen Sichtweise besteht darin, dass damit Praxis adäquater beschreibbar wird. Denn in der Praxis ist der Sozialarbeiter sowohl ein Außenstehender im Verhältnis zum Klienten und seinen sozialen Beziehungen als auch einer, der selbst Teil eines gemeinsamen Prozesses mit den KlientInnen ist. Und er ist gleichzeitig vom Klienten unabhängig, da er als Angehöriger seiner Organisation vom einzelnen Klienten prinzipiell nicht abhängig ist. Diese dreifache Beschreibungswirklichkeit gilt für die KlientInnen ebenso: Sie sind Außenstehende für die Organisation der Sozialen Arbeit, Teil eines gemeinsamen Prozesses mit ‚ihrem' Sozialarbeiter und verfügen über ein von der Sozialen Arbeit unabhängiges Leben.
Alle drei Systeme können jeweils auf der Innen- und Außenseite reflektiert werden. Z. B. können die Systemgrenzen des Helfer-Klient-Systems
- auf der Binnenseite reflektiert werden (Läuft unsere Beratung gut? Wie kann ich Sie besser verstehen? Was erwarten Sie von mir? Wie lange wollen wir noch zusammenarbeiten?)
- und auf der Außenseite reflektiert werden (Was verschreibt Ihnen Ihr Hausarzt? Wie können Sie die Zeiten Ihrer Arbeit anders gestalten? Wie wird die Beratung von Ihren Eltern erlebt?).
Wenn es aus der Sicht der Beteiligten erforderlich ist, können die Systemgrenzen des Helfer-Klient-Systems neu strukturiert werden. Dieses Verständnis ermöglicht es, für die Bearbeitung des Problemzusammenhangs Sachverhalte und/ oder Personen zu berücksichtigen oder wieder aus dem Blickfeld zu nehmen. Dadurch wird für die Soziale Arbeit eine soziale Vermittlungsfunktion und eine Moderationsrolle zwischen verschiedenen Problemsichten und den damit verbundenen Lösungsvorstellungen möglich (z.B. Sicht der Mutter, des Kindes, des Jugendamtes, der Lehrerin, des Richters etc.), ohne sich jedoch selbst aus diesem Zusammenhang herauszunehmen. Die Reflexion des Geschehens ist nicht auf die Klienten fixiert, sondern erlaubt die unterschiedlichen sozialen, institutionellen und gesellschaftlichen Akteure und Verhältnisse wahrzunehmen und in Bezug zu setzen.
In dieser Form realisiert sich Soziale Arbeit, sie nimmt Einfluss auf ‚soziale Driftwinkel' von Entwicklungen (Maturana/Varela 1992). Die systemische Differenzierung in Helfersystem, Klientensystem und Helfer-Klient-System erlaubt dies zu beschreiben und kann aufzeigen, wie Soziale Arbeit - jenseits praxis- und theorieferner Beschreibungen von Allzuständigkeit, Aufgabendiffusität, Wirkungslosigkeit oder Unvorhersagbarkeit - als eine Abfolge von Ereignissen, Zufallskomponenten mit einem selektiven Prozess verbindet.