Wie erzeugen sich Systeme?

Eine Möglichkeit, sich das Entstehen von Systemen zu erklären, besteht darin, bestimmte Operationen und Eigenschaften von Systemen unter dem Aspekt der Selbsterzeugung zu betrachten
(Autopoiese). Weitere Überlegungen beziehen sich auf Prozesse der Ausdifferenzierung, des Wachstums von Systemen bzw. auf die Bearbeitung von Schwierigkeiten.

"Das System kann seiner eigenen Geschichtlichkeit nicht entrinnen, es muß immer von dem Zustand ausgehen, in den es sich selbst gebracht hat" (Luhmann 1997: 883). Jeweils bezieht es sich auf seine eigenen internen Strukturen, dem Ergebnis vorangegangener Operationen. Aus der Perspektive der Systemtheorie Niklas Luhmanns ist ein System zwar für Informationen und Überraschungen aus der Umwelt offen, es bezieht sich bei seinen Unternehmungen jedoch stets auf seine eigenen Zustände. Denken schließt an Denken an, Kommunikation an Kommunikation. Systemtheoretisch formuliert: Systeme sind operational geschlossen.

Diese theoretischen Überlegungen betonen das Ausmaß an Autonomie, mit der Klienten auf die kommunikativen Angebote von Sozialarbeitern reagieren. Die Erfolgschancen methodischen Handelns in der Sozialarbeit hängen demnach von den Sinnstrukturen der Klienten ab. Respektieren SozialarbeiterInnen diese Grenzen ihres Wirkens, dann können sie wegen der Eigen-Sinnigkeit ihrer AdressatInnen mit Ohnmacht frustriert reagieren oder aber Systemtheorie mit einem ‚alten' Arbeitsmotto der Sozialen Arbeit verbinden: ‚Fange da an, wo der Klient steht!'.

Die Frage, wie eine Operation im System an eine andere anschließt, ist sehr vielschichtig. Die Fülle der Möglichkeiten, auf die sich ein System aus dem Bereich der Umwelt beziehen kann, ist äußerst komplex. Das System steht unter dem Druck, auswählen zu müssen. "Wenn man Komplexität als eine Vielzahl von Elementen beschreibt, von denen nicht jedes mit jedem anderen verknüpft werden kann, dann ist in die Komplexität ein Selektionszwang eingebaut" (Luhmann 2002: 236). Um sich von ihrer Umwelt zu unterscheiden, betreiben Systeme Komplexitätsreduktion. Die Richtschnüre, was zum System gehört und was nicht, setzt das System dabei selbst fest.

Auch die Soziale Arbeit, ob sie will oder nicht, verfährt so. Sie ist gezwungen, zu entscheiden, was dazugehört und was nicht. In der Arbeit mit Familien muss z.B. stets neu bestimmt werden, ob z.B. Nachbarn an Gesprächen teilnehmen sollen oder ob es notwendig erscheint, über die Beziehung zu Großeltern zu sprechen. Anhand welcher Merkmale Soziale Arbeit ihre Komplexitätsreduktionen betreibt, kann sie wiederum selbst beobachten und reflektieren.