Lerneinheit 1 - Skript
4. Systematisierung von Ethikformen und Ethiktypen: Ethik im Plural oder wie behalte ich den Überblick?
Ethikerinnen und Ethiker sind selten
einer Meinung, wenn sie überhaupt konkret Position beziehen. Oftmals erwecken
ihre Einlassungen auch den Eindruck, sie hätten gar keine eigene Meinung und
die Funktion der Ethikerinnen bestünde in einer gewissen Moderatorenrolle. Dies
liegt an der oben beschriebenen Aufgabe der Ethik, Argumentationen auf ihre
Plausibilität hin zu überprüfen. Das Erkenntnisinteresse besteht vor allem darin,
zu rekonstruieren, wie – plausibel- argumentiert wird. Das konkrete Ergebnis,
die konkrete Problemlösung interessiert auch – aber vor allem, wie sie zustande
kommt.
Dennoch: gerade in der angewandten Ethik geht es darum, die jeweils bestmögliche Handlungsalternative zu finden oder die jeweils beste (oder am wenigsten schlechte) Entscheidung zu treffen. Dabei gibt es unterschiedliche theoretische Begründungsrahmen, die zur Argumentation herangezogen werden, es gibt also nicht „die Ethik“, sondern verschiedne Ethiktypen oder Ethikformen oder schlicht Ethiken im Plural.