„Einführung in systemtheoretische Grundlagen Sozialer Arbeit“

Prof. Dr. Andreas Kirchner

 

Kursbeschreibung:

Die Online-Lehrveranstaltung „Einführung in systemtheoretische Grundlagen Sozialer Arbeit“ stellt einen theoretischen Zugang zur wissenschaftlichen Disziplin und Profession der Sozialen Arbeit dar.

Der Schwerpunkt liegt auf der soziologischen Systemtheorie nach Niklas Luhmann. Neben einer grundlegenden Einführung in den Online-Kurs werden in einem ersten theoretischen Block zentrale systemtheoretische Begriffe wie System/Umwelt, operative Geschlossenheit, Sinn, Kommunikation, Bewusstsein, Beobachtung etc. dargestellt und reflektiert. Darauf aufbauend wird in mehreren Einheiten die Praxis der Sozialen Arbeit aus systemtheoretischer Perspektive in den Blick genommen. Die systemtheoretische Denkfigur wird nun als heuristisches Instrument für das sozialpädagogische/sozialarbeiterische Fallverstehen eingesetzt. In einem Vertiefungsblock werden speziellere, für die Soziale Arbeit relevante Themen aus systemtheoretischer Perspektive fokussiert (z.B. Inklusion/Exklusion; Soziale Gerechtigkeit, Menschenbild). Ein verlinktes Stichwortglossar wie auch eingebundenes Literaturverzeichnis runden den Kurs ab.

 

Die Lehrveranstaltung hat einführenden Charakter in die systemtheoretische Perspektive. Der Aufbau des Kurses mit einführenden wie auch vertiefenden Elementen richtet sich gleichermaßen an Studierende des Grund- wie Hauptstudiums im Bachelor; der Fallbezug fokussiert auf Studierende der Sozialen Arbeit.

 

Lehr- und Lernziele:

Dem oder der Studierenden sollen insbesondere durch den zweiten Abschnitt wesentliche Kenntnisse zur Fachterminologie und spezifischer Einzelheiten der Systemtheorie vermittelt werden (1. Faktenwissen).

Dieser Wissenserwerb soll durch die Anwendung im dritten Teil vertieft und somit ein erweitertes Verständnis von Prinzipien, Strukturen sowie Zusammenhängen unterschiedlicher Elemente generiert werden  (2. Konzeptionelles Wissen).

Durch das Arbeiten an einem Fall soll ihm oder ihr zudem Kompetenzen näher gebracht werden, systemische Methoden gezielt anzuwenden und das erlernte Wissen so für die Praxis nutzbar zu machen (3.Prozedurales Wissen).

Letztlich soll durch die Vertiefung und die daraus entstehenden Anreize zur kritischen Auseinandersetzung mit sozial relevanten Themen ein erweiterter Sinnzusammenhang deutlich werden, der zu einem Gewinn an strategischem Wissen und der Kenntnis über die eigenen Wissensbestände führen soll (4. Metakognitives Wissen).

 

Lehr- und Lernergebnisse:

 

Vor-Anweisung: Wir wenden die Idee der operativen Geschlossenheit von psychischen und sozialen Systemen auch auf diese Art der Lehrveranstaltung an – „wir nehmen daher die Form der operativen Geschlossenheit für die Form“ (Kirchner, 2012, 243). Damit verstehen wir den Kurs als soziale Umwelt der beteiligten psychischen Systeme der Studierenden. Wie, also auf welche Art und Weise Studierende die angebotenen Irritationen (Inhalte des Kurses) in der operativen Geschlossenheit ihres Denkens verarbeiten, bleibt in letzter Konsequenz eine black box. Kompetenzorientierte Lernergebnisse bilden somit mehr die Hoffnung der Lehrenden ab, die als Beobachter eine Feststellung treffen, was in der black box (Studierende) vorliegen könnte (Glanville, 1988, 125). Wir versuchen die black box kalkulierbar zu machen, indem wir sie mit einer funktionierenden Beschreibung versehen (Lernergebnisse) und die Funktionalität dieser Beschreibung durch Aufgaben, Test, Fallarbeiten etc. zu kontrollieren suchen.

 

Wir versehen die Formulierung von kompetenzorientierten Lernergebnissen deshalb mit einer Bedingung: „Der oder die interessierte und engagierte Studierende, der bzw. die entsprechende Aufmerksamkeit, Zeit und Reflexion in den durch die Lehrveranstaltung angebotenen Lernprozess legt und ihr/sein kognitives Orientierungsverhalten auf die Thematik des Kurses orientiert, sollte bei erfolgreichem Abschluss der Lehrveranstaltung in der Lage sein ...

 

 

 

Kognitive Kategorie

Lernergebnis

Vor-Bedingung

„Der oder die interessierte und engagierte Studierende, der bzw. die entsprechende Aufmerksamkeit, Zeit und Reflexion in den durch die Lehrveranstaltung angebotenen Lernprozess legt und ihr bzw. sein kognitives Orientierungsverhalten auf die Thematik des Kurses orientiert, sollte bei erfolgreichem Abschluss der Lehrveranstaltung in der Lage sein ...

Wissen und Verstehen

... zentrale Begriffe der soziologischen Systemtheorie zu kennen und sich an Definitionen derselben zu erinnern.

... zentrale Charakteristika und Grund-Elemente der Systemtheorie zu erläutern.

... die Systemtheorie als eine Theorie für die Soziale Arbeit zu verstehen und in ihrer Charakteristik gegenüber anderen theoretischen Zugängen zur Sozialen Arbeit zu verorten.

Beschreibung, Analyse, Bewertung

... unterschiedliche Logiken von psychischen und sozialen Systemen (kognitive Aufmerksamkeit, Interaktionen, Organisationen, Funktionssysteme) als an sozialen Sachverhalten beteiligte Systeme zu identifizieren.

... aus professioneller Sozialarbeits-Perspektive in Fall-Kontexten Interdependenzen zwischen Systemen differenziert zu analysieren.

... Geschlossenheitsdynamiken reflexiv und funktional in möglicherweise einschränkenden Problematiken zu beurteilen.

... den heuristischen Gehalt der systemischen Theoriefigur für das Verstehen von sozialen Logiken zu beurteilen

Planung und Konzeption

... anhand etablierter Reflexionsmodelle „realistische“ Fälle aus der Sozialen Arbeit zu konstruieren.

... anhand des systemtheoretischen Fallverstehens in sozialarbeiterischen Fällen geeignete Lösungsideen zu entwickeln und Methoden für eine systemische Intervention zu konzipieren.

Persönlichkeit und Haltungen

... die Beobachterabhängigkeit allen Erkennens und Handelns in Rechnung zu stellen.

... Achtsamkeit und Bescheidenheit vor der Unhintergehbarkeit individueller Lebenswelten zu üben.

 

 

Kategorien nach dem Qualifikationsrahmen Soziale Arbeit 6.0 (FBTS, 2016, 26ff).

Vgl. Alternativ Kognitive Taxonomie nach HRK, 2013, 5.

 

 

 

Prüfungsform:

Die Bestätigung der Teilnahme erfolgt mehrstufig durch einen Test zu den begrifflichen Grundlagen, das Erstellen eines praktischen Falles im Bereich der Sozialen Arbeit sowie eine kurze strukturierte Fallanalyse.

Auf Anfrage hin, kann ein Leistungsnachweis in Form einer benoteten Hausarbeit abgelegt werden, welcher jedoch die Leistung zur Teilnahme nicht ersetzt.

 

 

Instruktive Basisliteratur

 

FBTS – Fachbereichstag Soziale Arbeit (2016): Qualifikationsrahmen Soziale Arbeit (QR SozArb). Version 6.0. URL: http://www.fbts.de/fileadmin/fbts/QR_SozArb_Version_6.0.pdf. Zugriff 01.02.2018.

Dilger, Bernadette/ Ebert, Anna/ Landmann, Mareike (2012): The Missing Link?! Verbindungen zwischen konzeptionellen und empirischen Zugängen zur Kompetenzmodellierung an Hochschulen. In: ZFHE – Zeitschrift für Hochschulentwicklung. 7. Jg., Heft 4. S. 71-84.

HRK – Hochschulrektorenkonferenz (2013): Lernergebnisse praktisch formulieren. In: nexus impulse für die Praxis, Nr. 2. Bonn: Hochschulrektorenkonferenz.

Luhmann, Niklas (1992): Die operative Geschlossenheit psychischer und sozialer Systeme. In: Fischer, Hans-Rudi/ Retzer, Arnold/ Schweitzer, Jochen (Hrsg.): Das Ende der großen Entwürfe. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. S. 117-131.

 

 

Zuletzt geändert: Dienstag, 27. März 2018, 13:24