Soziale Gerechtigkeit

Dimensionen sozialer Gerechtigkeit

Die folgende Abbildung soll einen Überblick über die Dimensionen der Gerechtigkeit liefern. Es sei darauf verwiesen, dass diese Dimensionen nicht im direkten Gegensatz zueinander, sondern gemeinsam im Gegensatz zur sozialen Ungerechtigkeit stehen. Der linke Teil bezieht sich auf die Mikroebene und spiegelt die Gerechtigkeit zwischen einzelnen Individuen wieder, die zu einem Zeitpunkt zusammenleben. Da die Gerechtigkeit zwischen Männern und Frauen alle Einzelaspekte umfasst ist sie als „übergreifende Querschnittsaufgabe“ (Becker/Hauser 2009, 46) zu verstehen. Ähnliches gilt für die Generationengerechtigkeit (Längsschnittperspektive), auf die sich der rechte Teil der Abbildung bezieht (s.o.).

Abbildung: Soziale Gerechtigkeit – Zielebenen, Teilziele und Zielbeziehungen
(Blockpfeile einfach: komplementäre Beziehungen; Blockpfeile mit zwei Spitzen: Konkurrenzbeziehung)
Aus Becker, I./Hauser, R. (2009), S. 47

Die im Schaubild verwendeten Gerechtigkeitsdimensionen sollen im folgenden kurz erklärt werden:

  1. Chancengerechtigkeit:
    Das Prinzip der Chancengerechtigkeit fordert, jedem – unabhängig von Herkunft und nicht selbst verantworteten Einschränkungen – möglichst gleiche Chancen beim Zugang zu Gütern oder Positionen zu gewähren und lässt sich vom Gleichheitsprinzip ableiten., das für jeden gleiche Rechte oder den gleichen Anteil an Gütern und Lasten fordert. (Liebig/May 2009, 5)

  2. Leistungsgerechtigkeit:
    Das Leistungsprinzip verlangt die Belohnung individueller Anstrengungen und Leistungen, „durchaus mit dem ‚Nebengedanken’, Leistungsanreize zu schaffen“ (s.o.).

  3. Bedarfsgerechtigkeit:
    Das Ziel des Bedarfsprinzips ist die Sicherung einer minimalen oder „angemessenen“ Deckung von Grundbedürfnissen (s.o.).

  4. Generationengerechtigkeit:
    Hier wird zwischen Inter-Generationen-Gerechtigkeit und Intra-Generationen-Gerechtigkeit unterschieden. Mit Inter-Generatonen-Gerechtigkeit ist gemeint, dass die Bedürfnisse heutiger Generationen so befriedigt werden sollen, dass die Bedürfnisse kommender Generationen nicht gefährdet werden. Hier sei beispielhaft auf die Umweltverschmutzung, Staatsverschuldung oder den Generationenvertrag verwiesen. Die Intra-Generationen-Gerechtigkeit  bezieht sich hingegen auf die Vermeidung von krassen Gegensätzen zwischen Arm und Reich innerhalb einer Generation. Bei diesen Unterschieden kann es sich sowohl um soziale (z.B. Harz-IV-Empfänger vs. Spitzengehaltbezieher), als auch um räumliche ( z. B. Entwickelte vs. Entwicklungsländer) Verschiebungen handeln.

Die folgende Tabelle soll einen Überblick darüber liefern, wer die Adressaten und Träger der jeweiligen Gerechtigkeitsdimension sind:

Paradigmen

Bedarfsgerechtigkeit

Leistungsgerechtigkeit

Teilhabegerechtigkeit

Adressaten

Arme

Bedürftige

Arbeitnehmer
Familien
Frauen

Familien
Frauen
Ausländer
Ausgegrenzte

Träger

Sozialanwälte
Sozialverbände

Arbeitgeber
Arbeitnehmer
Gewerkschaften

soziale Bewegungen und Initiativen