Inklusion / Exklusion

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Inklusion/Exklusion: Eine Schlüsseldiskussion zum Verständnis der Sozialen Arbeit

Wilfried Hosemann

 Die Soziale Arbeit ist traditionell auf engste mit den Themen ‚soziale und gesellschaftliche Zugehörigkeit’ und ‚Ausgeschlossensein’ verbunden.1 Die gesellschaftlichen und kulturellen Vorstellungen hierzu bestimmen ihre Handlungsräume und ihr Selbstverständnis. Von daher ist es entscheidend, wie soziale Teilhabe oder Ausgeschlossensein in der Gesellschaft benannt und behandelt werden: Welche Folgen hat es beispielsweise, wenn Programme der EU unter Titel wie ‚Battle against Exclusion’ gestellt werden, oder wie entwickelt sich das Selbstverständnis der Sozialen Arbeit, wenn das Begriffspaar Inklusion/Exklusion im Rahmen sozialarbeiterischer Theoriebildung Leitfunktionen zugesprochen bekommt? So muss überlegt werden, wie sich Handlungskonzepte auf der Basis dieser Begriffe auf das praktische Handeln gegenüber den Adressaten der Sozialen Arbeit auswirken. Nicht zuletzt ist zu diskutieren, ob damit die Zukunftsperspektiven der Sozialen Arbeit an der gesellschaftlichen Entwicklung angemessen ausgerichtet werden können.

 Zunächst wird die Stellung des Begriffs Exklusion skizziert, der in der politischen Diskussion und bei der Neudefinition des Sozialstaates einen prominenten Wert erhalten hat (1). Im zweiten Schritt möchte ich die Kontroversen der Sozialen Arbeit zum Inklusion/Exklusions-Schema aufgreifen. Mit Hilfe dieses Schemas kann eine Reflexionsdimension erschlossen werden, die eine dauerhafte Kondensierung von Wissensbeständen auf verschiedenen, miteinander verbundenen Ebenen in der Sozialen Arbeit erlaubt (2). Ich möchte das Begriffsschema daher nicht für Fragen nach der gesellschaftlichen Positionierung der Sozialen Arbeit reservieren, denn hier wird eine sozialarbeitstypische Theoriefigur angeboten, die zwischen Person und Umwelt vermittelt und den Zusammenhang nicht einseitig auflöst. Im Alltag Sozialer Arbeit wird Inklusion und Exklusion auf der Organisationsebene wirksam (3). Die Diskussion um Inklusion/Exklusion beinhaltet eine Diskussion der Gesellschaftsstruktur und ihrer sozialen Folgen. Sie ist mehr als eine Fachdiskussion innerhalb gesellschaftstheoretisch interessierter Kreise. Darin liegt eine Chance, gleichzeitig aber auch eine Herausforderung für die Soziale Arbeit. Eine breite Thematisierung von Ein- und Ausschlussmechanismen innerhalb der Gesellschaft eröffnet der Sozialen Arbeit Möglichkeiten der Legitimation ihres Arbeitsbereiches, bringt aber auch kritische Anfragen und populistische Angriffe mit sich. Soziale Arbeit – ausgerichtet an der Umsetzung sozialer Gerechtigkeit – muss ihr Inklusions- und Exklusionsmanagement ergebnis- und leistungsbezogen begründen und ausweisen können, um ihre demokratische Verankerung kontinuierlich zu erneuern (4).

 1.   Inklusion und Exklusion als Kategorien gesellschaftlicher Auseinandersetzungen

 Kronauer (2002) zufolge ist ‚die soziale Frage’ als der alte Titel für die Auseinandersetzungen um die politische und wirtschaftliche Ordnung in der Gesellschaft durch einen neuen Namen ersetzt worden: Exklusion. Der Kampf gegen soziale Ausgrenzung - mit diesem Motto koordiniert die Europäische Gemeinschaft eine Vielzahl von Aktivitäten, Förder- und Forschungsprogrammen. Nicht der Kampf gegen Armut, sondern gegen soziale Ausgrenzung – Exklusion – ist dabei das Leitmotiv, was eine wesentliche Verschiebung markiert. Kronauer hält für die bemerkenswerte Karriere des Begriffs zwei Gründe für maßgeblich: Zum einen zeige sich der Kontext von Arbeitslosigkeit und Armut in zugespitzter Form als Problem der Teilhabe an den gesellschaftlichen Möglichkeiten des Lebensstandards und der Politik sowie als Problem der sozialen Anerkennung. Zum anderen mache der Begriff der Exklusion auf eine in ‚Innen’ und ‚Außen’, ‚Zentrum’ und ‚Peripherie’ gespaltene Gesellschaft aufmerksam. Ebenso wie mit dem angelsächsischen Begriff der ‚underclass’ wird damit die Gefahr thematisiert, dass ein Teil der Bevölkerung von der Mehrheitsgesellschaft diskriminiert und sozial abgespalten wird. Im Gegensatz zu einem auf Erwerbsarbeit ausgerichteten Armutsbegriff erweitert der Exklusionsbegriff die einbezogenen sozialen Umstände beträchtlich. Er bezieht Inklusion und Exklusion auf die Bereiche Erwerbsarbeit, sozialen Nahraum und Sozialstaat. Ausgrenzung soll als besondere soziale Ungleichheitsqualität bestimmt werden - präzisiert auf wirtschaftliche, politische und soziale Rechte. Als Ausschluss kann auch die einseitige Abhängigkeit von helfenden Organisationen wirksam werden: „Ausgrenzung verfestigt sich zur eigenständigen sozialen Lage, wenn die genannten Momente sich wechselseitig verstärken und die Betroffenen schließlich keine andere Möglichkeit mehr sehen, als sich auf sie ‚einzustellen’ und damit auch im eigenen Handeln noch zu reproduzieren“ (Kronauer 2002, 211).

 Wozu von Exklusion sprechen, wenn Armut und Not gemeint sind? Giddens verteidigt dies, denn: „’Soziale Exklusion’ richtet unsere Aufmerksamkeit auf die sozialen Mechanismen, die Mangelsituationen hervorbringen oder zementieren“ (Giddens 2001, 116f.). Exklusion meine nicht isoliert Armut oder Entbehrung, sondern thematisiere, an den Möglichkeiten der Mehrheit nicht teilhaben zu können. Entsprechend bezieht sich Exklusion - seinem Verständnis nach - auf äußere Umstände, die das gesamte Leben (in unterschiedlichem Maße) betreffen, also nicht nur auf wenige Teilaspekte. Diese Vorstellungen korrespondieren mit Konzepten der Sozialen Arbeit. Giddens rekurriert auf Leibfried u.a.: „Die Benachteiligten sind nur Verlierer des Spiels, die Ausgeschlossenen aber nehmen nicht einmal am Spiel teil“ (ebd., 301 ff.). Sein Verständnis von Exklusion ist politisch ausgerichtet. Es ist ein Arbeitsbegriff für die Umgestaltung des Sozialstaates: „Es gilt, die Mechanismen sozialer Exklusion zu untersuchen und ihnen am oberen wie am unteren Rand der Gesellschaft entgegenzuwirken“ (Giddens 2001, 134). Die Merkmale sozialer, ökonomischer und kultureller Absonderung sind auch an dem Selbstverständnis der Eliten zu erkennen, die sich systematisch sozialer und ökonomischer Verantwortung entziehen. Die Reichweite des Begriffs Exklusion, bezogen auf die gesamte Gesellschaft, verweist auf die Tradition des britischen Wohlfahrtsstaates und seine Begründung durch Marshall als ‚Vollinklusion’ der Staatsbürger mittels ziviler Schutzrechte, politischer Rechte und sozialer Teilhaberechte (vgl. Schaarschuch 1999, 59).

Die Fragen: Was hält die Gesellschaft zusammen, aus welchen Quellen speisen sich jene Kräfte, die Zusammenhalt, Ordnung und möglicherweise Solidarität stiften? wurden bzw. werden im soziologischen Diskurs mit dem Konzept Integration beantwortet.

Habermas (1981) beschreibt zwei Formen der gesellschaftlichen Integration:

(a)    Sozialintegration setzt an normativ vermitteltem und kommunikativ erzieltem Konsens an und bezieht sich auf die Orientierungen der Handelnden.

(b)    Systemintegration  ergibt  sich  über  eine  nicht-normative  Steuerung  der Funktionen und Folgen von Systemen.

Merkmal der gesellschaftlichen Entwicklung ist die zunehmende Differenz von System und Lebenswelt, die Integrationspotenziale auf den Reproduktionsebenen ‚Kultur’, ‚soziale Integration’ und ‚Sozialisation’ bedroht. Der Integrationsbegriff wird positiv konnotiert und dem Desintegrationsbegriff gegenübergestellt. Luhmann distanziert sich vom Integrationsbegriff: er sei unscharf und vor allem auf Einheit bezogen. Und genau diese Einheit, diese einheitliche Bezugsgröße, die alle verpflichte und ausrichte, bestehe eben nicht. Es gibt kein einzelnes System, keine übergeordnete Institution oder ein allgemeinverbindliches Regelsystem, das für die Integration in der Gesellschaft zuständig ist. Vielmehr ist einer Gesellschaftstheorie Differenz zugrunde zu legen und nicht eine vorab angenommene Einheit. Im Gegensatz zu Parsons wird die Integration nicht über gemeinsam geteilte Werte und Normen konzipiert, da von einer funktional differenzierten Gesellschaft ausgegangen wird; deren Fortschritt zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass sich Wirtschaft an den Erfordernissen der Wirtschaft ausrichtet, Politik sich auf Politik bezieht und nicht beispielsweise auf die vom Staat getrennte Religion, oder dass das Gesundheitssystem sich auf die Medizin beruft und nicht bereit ist, Finanzierungsfragen als Leitentscheidungen zu akzeptieren, usw.. Die gesellschaftliche Integration wird nicht mehr über die Gesamtpersönlichkeit des Menschen und seine (vorerfahrenen) Zugehörigkeiten gedacht: sondern über zeitlich begrenzte Teilhabemöglichkeiten an gesellschaftlichen Funktionsbereichen und ihren Organisationen sowie an gesellschaftlich vermittelter Kommunikation.

 Dabei sieht Luhmann die praktische und ideologische Notwendigkeit einer einheitsstiftenden Vorstellung: „Jede Person muss danach Zugang zu allen Funktionskreisen erhalten können, je nach Bedarf, nach Situationslagen, nach funktionsrelevanten Fähigkeiten und sonstigen Relevanzgesichtspunkten. (…) Das Prinzip der Inklusion ersetzt jene Solidarität, die darauf beruht, dass man einer und nur einer Gruppe angehörte. Die universelle Inklusion wird mit Wertpostulaten wie Freiheit und Gleichheit idealisiert; sie ist in Wahrheit natürlich keineswegs freigestellt oder gleich verteilt, aber sie ist durch die Differenzierungsform der Gesellschaft nicht mehr vorreguliert“ (Luhmann 1980, 31). Der Integrationsbegriff wird durch den Inklusionsbegriff ersetzt und neu ausgerichtet. Inklusion ist der Name für „…die Art und Weise (…), in der im Kommunikationszusammenhang Menschen bezeichnet, also für relevant gehalten werden“ (Luhmann 1995, 241). Die Frage des gesellschaftlichen Zusammenhalts wird ausgerichtet auf die Frage, …„wie Menschen temporär an den Kommunikationszusammenhang gesellschaftlicher Teilsysteme gekoppelt werden oder wie – im Falle von Exklusion – eine solche Kopplung ausbleibt“ (Nassehi 1999, 133).

Die Organisationen der Sozialen Arbeit gestalten Zugänge, Inhalte und Umgangsformen hinsichtlich der wesentlichen Bezugslinien des Lebens in unserer Gesellschaft: kulturelle Ressourcen, Erwerbsleben, sozialer Nahraum und Leistungsprofil des Sozialstaates. Die Inklusions-/Exklusionsdebatte führt die Soziale Arbeit wieder dichter an die politische Dimension ihrer Begründung heran und zwar in einer Form, die über das Benennen von Missständen und das Fordern von Abhilfen hinausgeht und sich deutlich von der ‚Behandlung’ individuellen Fehlverhaltens und dem Ausgleich von Bildungs- oder Mobilitätsdefiziten der Adressaten unterscheidet.

 

2. Inklusion und Exklusion als Leitkategorien Sozialer Arbeit

Wenn man die Soziale Arbeit mit einem systemtheoretischen Vorverständnis bestimmen möchte, kann zunächst als deren generelles Ziel formuliert werden, dass sie Exklusionen in Inklusionen umwandelt sowie Voraussetzungen für Wahlmöglichkeiten von Inklusion und Exklusion schafft – und so die Nebenfolgen der Differenzierungsform der Gesellschaft bearbeitet. Entsprechend lassen sich ihre Aufgaben zusammenfassen: Soziale Arbeit definiert gesellschaftliche Exklusionsrisiken als soziale Probleme und bearbeitet sie mittels Exklusionsvermeidung, stellvertretender Inklusion, Inklusionsvermittlung oder Exklusionsbetreuung (vgl. Bommes/Scherr 2000a). Allerdings ist weder die

Entstehung von Hilfsbedürftigkeit noch die der Sozialen Arbeit geradlinig aus der Struktur der funktionalen Differenzierung ableitbar (vgl. Scherr 1999). Die Soziale Arbeit schließt als fachlich positiv bewertetes Handeln mit ihren Strategien sowohl an Inklusion als auch an Exklusion an. Es muss daher auch betont werden: Soziale Arbeit betreibt beabsichtigt und unbeabsichtigt Exklusion und ermöglicht stellvertretend für andere Exklusion, z. B. beim Auflösen sozialer Gewaltverhältnisse. Für die systemtheoretische Bestimmung Sozialer Arbeit ist die Unterscheidung von Inklusion und Exklusion sowohl theoretische Basisreferenz als auch eine praktische Klammer, die verschiedene Themen verbindet.

Im weiteren will ich erstens auf Theorien eingehen, die mit Hilfe der soziologischen Inklusions-/Exklusions-Unterscheidung das Selbstverständnis der Sozialen Arbeit entwickeln und problematisieren. Zweitens soll auf Entwürfe hingewiesen werden, die vor dem Hintergrund des Themas Inklusion/Exklusion Handlungsfolgen und Handlungskonzepte der Sozialen Arbeit diskutieren.

 

2.1 Die Kategorien Inklusion/Exklusion als Basis der Selbstvergewisserung der Sozialen Arbeit

 

Der Diskurs um die Funktion der Sozialen Arbeit betrifft das Verständnis von Gesellschaft und sozialer Hilfe und die Frage, wie das Verhältnis angemessen analysiert werden kann. Die Beschreibung der Gesellschaft über funktionale Differenzierung und die der gesellschaftlichen Klammern über Inklusions- und Exklusionsprozesse bilden den Rahmen einer Auseinandersetzung um die Eigenständigkeit der Sozialen Arbeit als gesellschaftliches Funktionssystem: Kann die Soziale Arbeit gesellschaftliche Prozesse sozialen Ein- und Ausschlusses eigenständig gestalten, mitgestalten oder beeinflussen?5 Für Baecker gilt, dass die Soziale Arbeit „…nur insofern politisch und rechtlich oder pädagogisch und medizinisch definiert werden kann, als das Funktionssystem der sozialen Hilfe sich auf strukturelle Kopplungen mit den Funktionssystemen des Rechts und der Politik, der Erziehung und der Medizin einlässt“ (Baecker 2001, 1875). Die funktionale Bedeutung Sozialer Arbeit muss entsprechend in diesen Zusammenhängen verwirklicht werden, um den für sie erforderlichen Ressourcentransfer ermöglichen zu können.

Die Analyse der Leistungen der Sozialen Arbeit für die anderen Teilsysteme der Gesellschaft ist auf der Ebene der Organisationen verankert. Für Kleve (1997) dient das Schema Inklusion/Exklusion sowohl der Theoriebestimmung als auch der Organisationsbestimmung. Auf der Organisationsebene können die Leistungen bezüglich Inklusion und Exklusion handlungsfeldbezogen konzipiert und empirisch überprüft werden. Dies unternimmt z.B. Hohm (2003) für soziale Brennpunkte und die Chancen von Sozialpädagogischer Familienhilfe. Bommes (2001) fokussiert soziale Ungleichheit, indem er das Dreieck von Organisation, Inklusion und Verteilung zum Gegenstand der Analyse macht.

Das Schema Inklusion/Exklusion kann als Folie zur Reflexion der Sozialen Arbeit auf verschiedenen Ebenen genutzt werden. Neben dem Thema Autonomie der Profession und der Professionellen werden grundsätzliche Zusammenhänge diskutiert, wie etwa der von Person und Sozialpädagogik (Cleppien 2000), die Genese von Klienten (Eugster 2000), das Verhältnis zur Selbsthilfebewegung (Weber/Hillebrandt 1999) oder das Eigeninteresse der Sozialen Arbeit an Ordnungsschemata (Treptow 2002). Wird Inklusion/Exklusion als Beobachtungs- und Handlungsdimension von Organisationen gefasst, können die Kategorien Bestandteil methodischer Analysen werden, z.B. für die Themen Erfolg (Bommes/Koch 2004) oder Hilfe und Kontrolle (Hosemann/Geiling 2005). Eine grundsätzlich andere Position vertreten Hillebrandt (2004) und Anhorn/Bettinger (2005). Sie halten die systemtheoretische Unterscheidung von Inklusion und Exklusion nicht für hinreichend, um die soziale Wirklichkeit und die Aufgaben der Sozialen Arbeit zu erfassen. Anhorn/Bettinger plädieren für eine kritische Nutzung der Debatte und halten Partizipation als Leitbegriff für tragfähiger.

Die Einwände sind gewichtig und ernst zu nehmen, trotzdem soll hier die weitere Argumentation von der These ausgehen: Das Inklusion/Exklusions-Schema enthält ein erhebliches Potenzial zur Gesellschaftsanalyse und –kritik.6 Es lässt sich nutzen, um zu fragen, wer aufgrund welcher Merkmale ausgeschlossen wird bzw. wer welche Merkmale vorweisen muss, um für relevant erachtet bzw. aufgenommen zu werden. Die Regeln für Inklusion und Exklusion lassen sich zeitlich, sachlich und sozial aufgliedern, jeweils konkret bestimmen und in sozialen Räumen verankern. Weil soziale Zugehörigkeit oder persönliche Verhaltensweisen die Analysen nicht begrenzen, sondern eingeschränkte Teilhabemöglichkeiten thematisiert werden, sind Anschlüsse an Theorien sozialer Ungleichheit, des sozialen Raumes und ungleicher Machtverteilung möglich. Die zeitliche Begrenzung der Teilhabemöglichkeiten erlaubt es, die Dynamik des sozialen Wandels zu erfassen. Individuelle Verläufe von Inklusions- und Exklusionslagen lassen sich unter einem zeitlichen Aspekt als Biographien nachzeichnen (vgl. Schefold 2001) und auf ihren gesellschaftlichen Gehalt beziehen (vgl. Bommes 2001). Schon der Grundgedanke von Relevanz, die über Organisationen vermittelt wird und nach der Menschen nur in Ausschnitten vorkommen, lässt sich (gesellschafts)kritisch lesen.

Werden professionelle Handlungsverläufe konkret analysiert, leistet das Schema Erhebliches. Für die Soziale Arbeit als zentrale Instanz des Sozialstaates ist die Gestaltung würdiger oder demütigender Teilhabe an Hilfsmaßnahmen (siehe Margalit 1997) ständige Praxis. Dabei wird die Notwendigkeit einer praktischen und theoretischen Reflexion im Hinblick auf die eigenen Inklusions- und Exklusionsregeln der Sozialen Arbeit deutlich. In ihren Organisationsprozessen begegnet die Soziale Arbeit auch immer sich selbst, ihren Zielsetzungen, Normen und Werten. Zur notwendigen Selbstbeobachtung und –reflexion ist eine Differenz erforderlich, die mit Hilfe einer systemtheoretischen Perspektive und Sprache (Cleppien 2002) und mit einem Eingehen auf den Alltag und die Lebenswelt der Adressaten geschaffenwerden kann. Die abstrakte Form des Inklusion/Exklusions-Schemas erlaubt, das Konzept auf verschiedene Zusammenhänge, Kontexte und Ebenen anzuwenden. Treptow (2002) sieht darin einen Vorteil für kontrastreiche Analysen und die Gefahr, dass die beiden Begriffe im Sinne einer unstillbaren Sehnsucht nach einfachen Ordnungsmöglichkeiten verwendet werden. Die Ambivalenz ist kaum aufzuheben: Was an Eindeutigkeit fehlt, kann als Voraussetzung für Zugewinn im konkreten Design der Analyse begriffen werden. Die Gleichzeitigkeit von dazugehören und ausgeschlossen sein (die reale Fragmentierung) und die Spannungen (Macht- und Einflussverhältnisse) zwischen den verschiedenen Ebenen und Bereichen gesellschaftlicher Differenzierung werden nachvollziehbar. Die Aufgaben der Sozialen Arbeit in den Helfer-Klienten-Systemen lassen sich vor diesem Hintergrund als Beitrag zu einem Seitenwechsel von Exklusion zu Inklusion und von Inklusion zu Exklusion beschreiben. Die Aufgaben für die Gesellschaft können übergreifend so zusammengefasst werden, dass Soziale Arbeit soziale Adressen für die Inklusion und Exklusion von Personen markiert und gestaltet.7

 

2.2 Inklusion und Exklusion als Rahmung für Handlungskonzepte Sozialer Arbeit

 

Die Konstruktionen von Handlungskonzepten auf systemtheoretischer Grundlage, die sich mit gesellschaftlichen Veränderungen auseinandersetzen und dabei direkt oder indirekt auf die Problemstellung Inklusion/Exklusion Bezug nehmen, haben an Bedeutung gewonnen und unterschiedliche Positionen hervorgebracht. Die Hinweise hier können diese nicht angemessen nachzeichnen, sondern sollen exemplarisch das Themenspektrum beleuchten. Für Kleve (1997) ist die Soziale Arbeit prinzipiell in ihren handlungstheoretischen Dimensionen zwischen Inklusion und Exklusion verankert. Ritscher (2002) und Miller (2001) nutzen für ihre Definitionen der Aufgaben der Sozialen Arbeit - Ausgrenzung entgegenzuwirken und  Teilhabeprobleme     zu      lösen     -      die      von     Staub-Bernasconi      entwickelten Analyseschemata   der    Problemlagen   (Ausstattungs-,   Austausch-,   Macht-     und Kriterienprobleme).   Um    weitere   Präzisierung  bemüht,   greift    Ritscher   auf   die Handlungsformanalysen von Lüssi (1992) und Miller auf die Rollenanalysen von Hohm (2000) zurück.

Hohm (2000) verbindet das Inklusion/Exklusions-Konzept mit einem an Luhmann angelehnten Rollenkonzept. Das Schema von primärer und sekundärer Inklusion/Exklusion, bezogen auf Laien- und Leistungsrollen, erlaubt ihm die Beschreibung von Ansatzpunkten für die Soziale Arbeit bei einer gesellschaftlichen Entwicklung, die er durch zwei Prozesse gekennzeichnet sieht: einerseits durch eine horizontale Matrix von Funktionssystemen mit Organisationen und eine formale Differenzierung in Programme, Rollen und unpersönliche Erwartungen, andererseits durch Tendenzen hin zu pluralen Milieus mit stärkeren Resonanzen für den Aufbau sozialer Strukturen durch persönliche Erwartungen und Werte (vgl. Hohm 2000, 135). Für die Soziale Arbeit folgt daraus, dass Inklusionen in formale Strukturen als fragil und riskant zu begreifen sind, und weiter: trotz ihrer generell verbindlichen Bedeutung hängen Zugänge in gesteigertem Maße von den Leistungen der Personen ab. Zu berücksichtigen sind vorangegangene Inklusionen/Exklusionen, d.h. eine Inklusionsgeschichte (z.B. Sprach- und Sozialkompetenzen und Bildung als Voraussetzung von Erwerbsmöglichkeiten, aber auch emotionale Bindungen an wichtige Menschen aus der Biografie). Die Angewiesenheit auf Inklusionen in soziale Nahräume, Netze und Milieus enthält einen stummen Zwang zur sozialen Disziplinierung sowie das permanente soziale Risiko, dass Ausschlüsse drohen. Soziale Arbeit kann vor diesem Hintergrund die Funktion der Interdependenzunterbrechung wechselseitiger Exklusionssteigerungen übernehmen und ist dabei in einem besonderen Maße auf das Eintauchen in soziale Milieus angewiesen.

Merten/Scherr (2004) gehen in ihrem Sammelband insbesondere der Frage nach, wie weit sich das Begriffsdual Inklusion/Exklusion eignet, um die Problematik gesellschaftlicher Ungleichheit zu erfassen. Hillebrandt (2004) kritisiert, dass sich mit dem Begriffsdoppel nur der Verstärkereffekt sozialer Ungleichheit beschreiben lässt und die Kräfteverhältnisse zwischen sozialen Positionen systematisch verfehlt werden. „Dazu muss Ungleichheit auf die durch Macht- und Herrschaftsstrukturen geprägte Lebenswirklichkeit der sozialen Akteure bezogen werden, die sich in kulturellen Repräsentationen widerspiegelt“ (ebd., 139). Im selben Band plädiert Kleve dafür, die Kategorien Integration/Desintegration und Inklusion/Exklusion nicht alternativ zu betrachten, sondern im Rahmen eines begründeten „Sowohl – Als Auch“ zu nutzen.

Anhorn und Bettinger (2005) stellen soziale Ausschließung und Handlungsorientierungen der Sozialen Arbeit in den Mittelpunkt ihrer Analysen. Sie setzen sich kritisch mit einem Verständnis der Inklusionsdebatte auseinander, das vorzugsweise die horizontale Dimension einer Innen/Außenspaltung thematisiert und die Frage sozialer Ausschließung auf … „die Frage eines individuell zu bewerkstelligenden ‚Grenzübertritts’ von Draußen ins Drinnen“ … (ebd., 24) reduziert. Sie befürchten, dass die Strukturen und Prozesse, die kontinuierlich soziale Ausschließung generieren, unthematisiert bleiben und fordern von der Sozialen Arbeit: …“die von ihr übernommenen oder selbst erzeugten Wissensbestände systematisch im Hinblick auf mögliche, nicht-intendierte Ausschließungseffekte zu untersuchen“ (ebd., 39).

 

3. Inklusion/Exklusion als Kategorien von Organisationen Sozialer Arbeit

 Die systemtheoretische Fassung der Inklusions-/Exklusionsproblematik bedingt, die analytischen Bezüge von Funktions- und Organisationsebene zu differenzieren und vor allem Fragen nach den beobachtbaren Mustern von Organisationen zu stellen. Mit dieser Analyserichtung kann auf die interne Verarbeitung von Informationen, Entscheidungen, Organisations- und Entscheidungsgeschichten und auf die Positionen von Personen abgestellt werden, die Entscheidungen über Inklusionen treffen. Im Anschluss werde ich deshalb folgenden Thesen nachgehen: Inklusion und Exklusion sind an Beobachtungen gebunden und verweisen auf Entscheidungen. Diese Betrachtung realisiert ein reflexionsbasiertes Verständnis Sozialer Arbeit (Dewe/Otto 2002) und schärft den Blick für konkrete Entscheidungen von Organisationen mit ihren Folgen für Adressaten, Klienten, Nutzer der Sozialen Arbeit sowie die Mitarbeiter und das eigene Leistungspotenzial.

Aus einer systemischen Perspektive ist es angemessen, Inklusion/Exklusion als Form der Beobachtung zum Ausgangspunkt der weiteren Analysen zu machen. Der Differenzbegriff Luhmanns, auf dem die systemtheoretische Fassung der Differenz Inklusion/Exklusion beruht, fußt in der Unterscheidungslogik Spencer-Browns (vgl. Spencer-Brown 1969). Unterscheidungen verlangen nach einem Beobachter, der sie trifft. So sind auch Prozesse der Inklusion/Exklusion nach systemtheoretischer Logik keine Faktizität moderner Gesellschaft, sondern entstehen durch die Beobachtung beobachtender Systeme. „Inklusion muss man demnach als eine Form begreifen, deren Innenseite (Inklusion) als Chance der sozialen Berücksichtigung von Personen bezeichnet ist und deren Außenseite unbezeichnet bleibt. Also gibt es Inklusion nur, wenn Exklusion möglich ist“ (Luhmann 1998, 620f.). Inklusion beschreibt demnach eine Form der Teilhabe von Personen an sozialen Systemen, die der fortwährenden Beobachtung und Entscheidung bedarf und daher nicht als statisch aufgefasst werden kann. Soziale Systeme konstituieren ihre Grenzen über die fortlaufende Kontinuierung ihrer leitenden Differenz; dies macht es erforderlich, Anschlüsse über Personen und Organisationen dauerhaft zu suchen, zu überprüfen und auch wieder aufzulösen. Inklusion und Exklusion können deshalb in ihrer Form über Kontinuität/Diskontinuität analysiert werden.

Auf der Ebene der Organisationen löst sich die Zweiwertigkeit des Konzepts Inklusion-Exklusion über die Ausdifferenzierung der Sinndimensionen in eine sachliche, zeitliche, soziale und räumliche Variante auf. Dies erleichtert es, in Abstufungen9, Teilbereichen, Prozessen und Strukturen zu analysieren. Vor allem: ein ausdifferenziertes Konzept begünstigt, die sozialen Beziehungen zu erfassen, Inklusion und Exklusion zeitgleich zu denken und von zahlreichen parallelen Inklusionen und Exklusionen auszugehen. In einem Handlungszusammenhang (einer Sachdimension) besteht die Möglichkeit, die Relevanz einer Person für das bezeichnende System zu erkennen und zeitgleich ist zu beobachten, dass diese Person als exkludiert behandelt wird. Im Vollzug der Sozialen Arbeit wird der Doppelcharakter deutlich, Inklusions- und Exklusionsprozesse zeitgleich wahrzunehmen und organisieren zu müssen: ein Prozess läuft auf Exklusion, ein anderer auf Inklusion hinaus. Dies ist für die Soziale Arbeit kennzeichnend: Exklusion aus Familien, Sozial- oder Schulsystemen und Inklusion in andere Familien-, Sozial-und Erwerbssysteme zu begleiten, zu moderieren oder zu ermöglichen. Soziale Arbeit vollzieht den widersprüchlichen Prozess eines ‚Drinnen-Seins’ derjenigen, die ‚draußen’ sind. Sie ist das gesellschaftliche System, das über die notwendigen Zeit-, Raum- und Sachdimensionen verfügt, um Exklusionsdrifts von Einzelnen oder sozialen Gruppen zu dokumentieren, zu analysieren und ihnen potenziell entgegenzuwirken. Werden soziale Problemstellungen für Gruppen oder Belastungen von Einzelnen von der Sozialen Arbeit nicht wahrgenommen und kommuniziert, ist für die Betroffenen ein weiterer Ausgrenzungsprozess wirksam (zum Beispiel, wenn Soziale Arbeit die Folgen von sexuellem Missbrauch als soziale Verwahrlosung fasst oder sozialen Protest als Devianz).

 Daher ist auch das Theoriedesign Inklusion/Exklusion selbst kritisch zu sehen. Kronauer (1998, 2002) hat auf die unterschiedlichen Verwendungen (zeitlich wie sachlich) des Begriffspaares in der Systemtheorie Luhmanns verwiesen. Zum einen wird Exklusion als Voraussetzung für Inklusion in Funktionssysteme betrachtet, zum anderen wird mit dem gleichen Begriff der Ausschluss von Personen aus Funktionssystemen in seiner sozialen Wirkung thematisiert. Er beschreibt dann Phänomene gesellschaftlicher Nicht-Teilnahme und sozialer Ungleichheit. Daran anknüpfend hat Merten (2001) die exakte Reflexion der Begriffe Inklusion und Exklusion für die Bestimmung der Autonomie und der Handlungsvollzüge der Sozialen Arbeit gefordert. Er macht darauf aufmerksam, dass die Bezeichnung Inklusion eine systeminterne Bestimmung ist und nur zur Ordnung der innersystemischen Bestimmung verwendet werden sollte. Merten will zeigen, dass eine Anlage der Unterscheidung Inklusion/Nicht-Inklusion notwendig ist, um eine Systemgrenze ziehen zu können. Erst dann kann eine Inklusion in innersystemische Kommunikation stattfinden. Für die Autonomie der Sozialen Arbeit ist bedeutsam, dass Inklusion in der Differenz Inklusion/Nicht-Inklusion gedacht wird. Sie ist nur handlungsfähig, wenn sie über geeignete Möglichkeiten, Nicht-Inklusionen zu vollziehen und zu legitimieren, verfügt. Anhorn (2005) hat auf die Gefahren eines diffusen Gebrauchs der Begriffe „Exklusion/Ausgrenzung“ hingewiesen. Sie ermöglichen Dramatisierungseffekte und sie sind in der Form instrumentalisierbar, dass bei der Gewährleistung von Hilfe - wie aus der Geschichte der bürgerlichen Armenfürsorge bekannt - nach ehrlichen und unehrlichen, würdigen und unwürdigen Bedürftigen unterschieden wird.

 

3.1 Management von Inklusion und Exklusion

 Organisationen Sozialer Arbeit versuchen die Chance der Re-Inklusion potenziell oder tatsächlich sozial beeinträchtigter/beschädigter Personen zu erhöhen. Dieseaufgabenbeschreibung  ist  noch  um  den  Erhalt  bestehender  Inklusionen,  das Ermöglichen erwünschter Exklusionen und um die Gestaltung eines würdevollen Lebens mit Exklusionen zu erweitern.

Dieses Theoriedesign der Aufgaben ist funktionslastig, bisher noch analytisch asymmetrisch auf die professionellen Akteure der Sozialen Arbeit ausgerichtet und durch einen groben Auflösungsgrad gekennzeichnet (siehe dazu Baecker 2000, Merten 2001 und Merten/Scherr 2004). Trotz dieser Einschränkungen möchte ich das Konzept Inklusion und Exklusion weiter verfolgen und Reflexionsperspektiven entwerfen. Dazu orientiere ich mich an den Fragen: Wie stellen Organisationen ihre Kommunikation auf Inklusion und Exklusion ab? Wie verlaufen die Prozesse von Inklusion und Exklusion in Organisationen?

Zu den Ebenen, auf denen Organisationen Inklusion und Exklusion handhaben. Vorab soll betont werden: Dadurch, dass in ihren Organisationen Inklusion und Exklusion thematisiert, definiert, vollzogen und reflektiert wird, geschieht etwas für die Soziale Arbeit Typisches: Das Soziale gerät in den Mittelpunkt. Dies markiert einen deutlichen Unterschied zu erziehenden, helfenden oder heilenden Professionen. Die Organisationen der Sozialen Arbeit müssen Inklusion zumindest in dreifacher Hinsicht als Referenz sorgfältig beachten:

 

  • zu verschiedenen Funktionssystemen wie Soziale Arbeit, Bildung, Wirtschaft, Recht, Politik, Gesundheitswesen usw.,
  • zu den Adressaten, die man erreicht hat und die man zu erreichen beabsichtigt,
  • zu den eigenen Mitgliedern der Organisation, die in von außen nur schwer kontrollierbaren sozialen Beziehungen die Ziele der Organisation mit den Zielen der Adressaten verbinden sollen.

Mit dem Konzept Inklusion kann das Verhältnis von individueller Lebenslage und gesellschaftlicher Organisation analysiert werden. Organisationen haben in modernen Gesellschaften die Funktion übernommen, Individuen im sozialen Raum zu positionieren. Die Moderne ist geprägt davon, materielle Versorgung, politische Partizipation, Erwerb von Bildung, Konsum von Kultur, die Inanspruchnahme öffentlicher und privater Fürsorge, die Versorgung mit rechtlichen Erwartungssicherheiten und Konfliktlösungen, die Produktion von Wissen usw. durch spezifische institutionelle Arrangements - durch Organisationen - abzudecken. Die Inklusion in die Gesellschaft geschieht also in erster Linie über Organisationen (vgl. Nassehi 1999, 141f.). Dies ist für die Soziale Arbeit höchst folgenreich und verlagert die Aufmerksamkeit eher auf das Verhalten von Organisationen als auf Personen.

Keine Organisation im Bereich eines Funktionssystems zieht alle Operationen des Funktionssystems an sich. „Medizinische Behandlung findet nicht nur in Krankenhäusern statt“ (Luhmann 1998, 841). Demnach spricht private, ehrenamtliche oder auch professionelle Hilfe (Arzt, Pfarrer u.a.) nicht gegen die Annahme eines Funktionssystems Soziale Arbeit. Funktionssysteme behandeln (vor allem beanspruchen) Inklusion als den Normalfall, für Organisationen ist Exklusion der Normalfall. Nur mit Hilfe der Organisationen können Funktionssysteme ihre eigene Offenheit für alle (entsprechend einer Publikumsrolle) regulieren. Dieser Unterschied in der Art und Weise der Systembildung ermöglicht, beides zu praktizieren: Inklusion und Exklusion, d.h. Inklusion in das Funktionssystem und Exklusion als Grundform für Organisationen. Dieser Unterschied beginnt sich auszuwirken - besonders im politischen System, und zwar in Form von Ressentiments gegen das, was dem Einzelnen als Resultat organisationsbezogener Entscheidungsprozesse zugemutet wird (Gesundheitswesen, Arbeits- und Sozialverwaltungen). Diese Differenz wird aber auch zusehends für die Soziale Arbeit zum Problem: Das Vertrauen in den Sozialstaat schwindet, wenn die konkrete Erfahrung mit der dafür zuständigen Organisation Exklusion darstellt. Aber auch, wenn die Modalitäten, in denen Inklusions- und Nichtinklusionsprozesse realisiert werden, als persönliche Demütigung und als Ausschluss emotionaler Erfahrungen wahrgenommen werden. Die möglicherweise folgende innere und äußere Distanzierung der Adressaten bedroht nun genau die Basis des Anspruchs der Sozialen Arbeit: Inklusion vermitteln zu können.

 Wie verlaufen die Prozesse von Inklusion und Exklusion in Organisationen?

 Über Hilfe - die Form, in der Inklusion oder Exklusion Gestalt annimmt - wird prinzipiell zweimal entschieden: Zunächst durch die Etablierung eines Programms (übertragen in Ansätze, Konzepte, Methoden und die Ausrichtung an Adressatengruppen) und die Zuordnung des Einzelfalls als zum Programm passend. Programme sind Entscheidungen zweiter Ordnung (Entscheidungen, die Entscheidungen prozessieren). Sie werden auf einer logisch höheren Ebene stabilisiert und gegen Einzelfälle immunisiert; denn Einzelfälle widerlegen nicht die Angemessenheit oder die Ziele des Programms. Programme müssen daher in anderer Form evaluiert und reflektiert werden als Einzelfälle.

Der zweite zentrale Konstruktionsvorgang bezieht sich auf eine mehrstellige Konstellation, denn zum Programm und zum Einzelfall tritt das Erfordernis der Organisation (vor einem sozialpolitischen und sozialregionalen Kontext). Vor diesen Hintergründen ist die Basis der Hilfe die Konstruktion eines deckungsnahen Musters zwischen den verschiedenen Bezugslinien, welches zeitlich, sachlich und sozial stabilisiert werden kann. Die jeweiligen Freiheitsgrade auf den Ebenen Programm oder Einzelfallzuordnung sind je nach Arbeitsfeld und Organisation unterschiedlich strukturiert. Deshalb ist die pauschale Beschreibung der Sozialen Arbeit von Stichweh (2005, 22), als nur mit subordinierter Partizipation an den Perspektiven anderer Funktionssysteme ausgestattet zu sein, unangemessen und steht im Gegensatz zur empirischen Wirklichkeit in den zentralen Feldern der Sozialen Arbeit. In Organisationen der Sozialen Arbeit ist angesichts der Komplexität der sozialen Situation und der Unvorhersagbarkeit der personalen Beziehungen die angesprochene Konstruktionsleistung an Personen gebunden. Personen werden in Organisationen immer als soziale Adressen und nicht als Menschen inkludiert. Dieshat zur Folge, dass niemand in all seinen Eigenschaften, Befindlichkeiten und Ideen inkludiert wird. Sowohl die Mitglieder als auch die Adressaten einer Organisation werden hinsichtlich ihrer Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt; damit wird Komplexität reduziert. Da Personen in Organisationen jedoch auch als Akteure wirken - siehe die Erstellung (Konstruktion) eines tragfähigen Musters - müssen Organisationen unter ‚kalkulierter Humanität’ (so Luhmann 2000) operieren: d.h. die durch den ‚Menschen’ hereingebrachten Unwägbarkeiten, Interessen, Gefühle usw. müssen in einem bestimmten Maße toleriert werden. Vor diesem Hintergrund werden Mitglieder von Organisationen als Personen zu Trägern der Entscheidungen über Inklusion und Exklusion.

Der damit vorhersagbar entstehenden Überforderung wird u.a. durch die Herausbildung von Leistungs- und Publikumsrollen entgegengewirkt. Der organisatorische Rahmen, in dem diese Leistungs- und Publikumsrollen erstellt werden können, ist eine durch die strukturelle Bindung an Ressourcen beeinflussbare Größe und Kontur. So sind die über Leistungsrollen erbrachten Modalisierungen von Inklusionen (Exklusionen) von den aktuellen gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Entscheidungen betroffen. Eine andere Perspektive besteht darin, aufwandsärmere Formen der Inklusionen (Exklusionen) zu finden. Damit droht die Gefahr eines Auseinanderdriftens von Organisationen und Adressaten, bei dem die ‚schwierigeren Fälle auf der Strecke bleiben’ oder in den vorgängigen Inklusionsmustern der Organisation als ‚Nicht-zu-Inkludierende’ markiert werden (creaming the poor).-     Exklusionen Erwartungen an Institutionen der sozialen Hilfe hervorrufen können und als solche geltend gemacht werden;- Exklusionen personen- sowie zeit- und raumbezogen kumulieren können.

Bei der Suche nach einem personenbezogenen Weg, um die soziale Situation der Klienten mittels Inklusion zu bearbeiten, werden soziale Probleme zu konkreten Anspruchsberechtigungen individualisiert (vgl. Nassehi 2003, 109). Nassehi erhebt generell den Vorwurf an die Funktionssysteme, sie würden dazu beitragen, dass Individuen die Reflexionsform Individualität herausbilden. „Die reflexive, in diesem Sinne ihre eigene Einheit außerhalb der Funktionssysteme herstellende Individualität von Individuen ist geradezu die Bedingung für das Funktionieren der modernen Gesellschaft und reflektiert in vielfältigen Programmen von Funktionssystemen“ (Nassehi 2003, 108). Dies würden sie allerdings verdeckt halten, damit Individuen sich ihre Individualität selbst zurechnen können und entsprechend mit Verantwortung belastet werden können. Vor dem Hintergrund der Differenzierungsform der Gesellschaft (konkret: ihres Profils an Exklusionen/Inklusionen) werden Individuen über eine Exklusionsindividualität sichtbar, weil sie in ihrer Individualität nicht mit den gesellschaftlichen Differenzierungsformen übereinstimmen, z.B. ihren sozialen Bindungen Vorrang geben und ihren Wohnort nicht verlassen wollen obwohl das Angebot an Vollerwerbsplätzen nicht ausreicht.

Um Exklusions-/Inklusionsverhältnisse beeinflussen zu können, müssen Organisationen soziale Adressen inkludieren. In Organisationen Sozialer Arbeit werden diese vorrangig als Personen inkludiert. Die Umstellung von einer fallbezogenen auf eine situations- oder feldbezogene Logik ist entsprechend schwer zu vollziehen. Soziale Situationen, Gruppenprozesse oder Kommunikationsmuster können leichter über Personen zugerechnet werden. Die Perspektive auf Personen hat zur Folge, dass soziale Situationen erst aufgelöst werden, um dann wieder über Inklusions- und Exklusionsprozesse rekonstruiert und interventionsbezogen aufbereitet zu werden. Über das Konzept Person wird der breite Raum der Kontingenz kommunikativer Prozesse übersichtlicher strukturiert. So wird der Verhaltensspielraum psychischer (und biologischer) Systeme eingeschränkt und Verhalten erwartbar gemacht. Das erfordert zum Teil nötigenfalls, der zu bleiben, der zu sein man vorgegeben hat (vgl. Luhmann 1991, 171). Für Klienten gestaltet es sich von daher evtl. als schwierig, die soziale Adresse als Hilfsbedürftiger aufzugeben, da eigentlich personenkonformes Verhalten erwartet wird. Bei langjährigen Klientenkarrieren kann zum Teil beobachtet werden, dass Klienten wissen (gewusst werden), was von ihnen verlangt wird, um in eine Hilfsorganisation inkludiert zu werden und zu bleiben.Organisationen Sozialer Arbeit bieten insbesondere dann für Klienten zum Teil in sich widersprüchliche Anschlüsse an - eine Defizitbeschreibung und eine Leistungserwartung -, wenn sie von ihnen Veränderungen erwarten. Dies wird von einigen Adressaten als unzumutbar empfunden, als Kolonialisierung, als Machtmissbrauch und provoziert entsprechend abwehrende Kommunikation. Eine Möglichkeit, um dies aufzulösen, besteht darin, zwischen Individuum, Person und Kommunikation zu unterscheiden und die Erwartungen an Inklusion/Exklusion kleinformatiger und prozesshaltiger zu gestalten, – eine andere besteht darin, die größeren sozialen Zusammenhänge öffentlich und unter der Beteiligung relevanter Akteure des sozialen Raumes zu thematisieren. Die Entscheidung einer sozialen Organisation, Formate für Inklusionen/Exklusionen zu ändern (z.B. Betreuungsstandards zu reduzieren), kann einem sozialen Prozess folgen und gleichzeitig einen Exklusionsdrift der Adressaten fördern.

Organisationen regeln die Offenheit von Funktionssystemen und ermöglichen somit beides: Inklusion und Exklusion. Das Besondere an Organisationen Sozialer Arbeit ist, dass sie zu den wenigen zählen, die in den meisten Fällen eine Inklusion mit demZiel einer Exklusion aus der Organisation vornehmen (im Gegensatz zu Banken und Parteien, die die Inklusion ihrer Kunden bzw. Wähler aufrechterhalten wollen). Der Zugang zu neuen Klienten ist unter Konkurrenzbedingungen jedoch beschränkt. Das führt zu Problemen der Organisation; z.B. wenn die Fachleistungsstunden und die Tagessätze abgesenkt werden, bringt die Entlassung von Klienten häufig deutliche finanzielle Einbußen für die Organisation mit sich. In Organisationen Sozialer Arbeit ist nicht nur hilfespezifische Kommunikation relevant, sondern die Inklusions- und Exklusionsangebote für Adressaten spiegeln auch die selbstreferenten Bezüge der Organisation wider.

4. Perspektiven

Die möglichen gesellschaftlichen Bereiche, in denen Soziale Arbeit Inklusions- und Exklusionsangebote realisiert, werden durch Beiträge zu sozialpolitischen Diskursen sowie Programme und Konzeptionen der Sozialen Arbeit erschlossen. Die Auseinandersetzungen um sozialstaatliche Leistungen verdeutlichen, dass Transferleistungen und Ressourcenmobilisierung der Sozialen Arbeit einerseits von ihren wechselseitigen Beziehungen zu anderen gesellschaftlichen Systemen wie Politik, Medien, Wirtschaft und Recht abhängig sind - andererseits von ihren Beziehungen zu ihren Adressaten. Betrachtet man die Geschichte der Sozialen Arbeit oder bestimmter Arbeitsfelder, lassen sich sowohl die Veränderungen der Beziehungen zu den Adressaten erkennen als auch die zu gesellschaftlichen Funktionssystemen, z.B. der Religion, der Politik oder der Medizin. Der gesellschaftliche Diskurs um soziale Teilhabe und Ausgrenzung im Sinne eines „sozialen Bewusstseins“, an dem sich die Soziale Arbeit aktiv beteiligt, bildet das Umfeld und den Stoff, aus dem Entwicklungspfade für die Soziale Arbeit hervor gebracht werden können. Einige Markierungen für die Diskussion über die zukünftige Entwicklung sollen hier benannt werden.

Die Funktion Sozialer Arbeit, Prozesse der Inklusion und Exklusion zu bearbeiten, wird notwendiger.

Die Grenzen der Leistungsfähigkeit des Sozialstaates bei steigenden Einkommensunterschieden, hoher Arbeitslosigkeit und sozialen Verarmungs- und Ausschlussprozessen stellen für die Soziale Arbeit eine veränderte Ausgangssituation dar. Sozialstaatliche Konzepte, die Armut und sozialer Ausgrenzung über die Integration in den Arbeitsmarkt entgegenwirken wollen, treffen auf strukturelle Schwierigkeiten und Nebenfolgen: die Reduktion und Verschiebung des gesellschaftlichen Arbeitsvolumens, die Konkurrenz der Arbeitspreise in Diktaturen und Armutsregionen, die Ungleichheiten zwischen Lohnabhängigen und Eigentümern von Besitz und Kapital, die Abwertung unbezahlter Arbeit (Haus-, Familien- und Erziehungsarbeit) und die damit verbundenen geschlechtsspezifischen Benachteiligungen, den strukturellen Ausschluss von Menschen ohne reale Zugangschancen zum Arbeitsmarkt (aufgrund von Herkunft, Alter, Krankheit, regionaler Bindung). Eine Reduktion des Sozialen auf ökonomische Kategorien (wie Tauschwerte und Marktlogiken) setzt sich in den privaten sozialen Beziehungen fort und verringert die Perspektiven wechselseitiger Anerkennung.

Die Entscheidungen zur Inklusion von Personen werden von den Organisationen der Funktionssysteme gefällt: mit der Folge, dass die generellen Versprechungen von Teilhabe, Chancengleichheit und sozialer Gerechtigkeit auf der strukturellen Ebene der Organisationen nicht eingelöst werden können. Die Organisationen müssen ihren eigenen Verpflichtungen und Ausrichtungen folgen. Darüber hinaus können die Probleme sozialer Ungleichheit und die Destabilisierung von Lebenslagen nicht linear auf die Differenzierung der Funktionssysteme reduziert werden. Die De-Zentrierung sozialer Konflikte steht simplen Steuerungsvorstellungen entgegen. Die Grenzen der bisher gültigen Antworten werden ebenso deutlich wie die Notwendigkeiten für Lösungsstrategien. Als ein Reaktionsversuch darauf kann gesehen werden, generell die staatlichen Sozial- und Gerechtigkeitsverpflichtungen zurückzudrängen.16 Die neuen gesellschaftlichen Erwartungshaltungen wie Selbstmanagement, Ökonomisierung der eigenen Arbeitskraft, lebenslanges Lernen, aktives Altern lassen sich als Prozess interpretieren, „im Zuge dessen Werte wie Selbstbestimmung und Eigenverantwortung einseitig in den Dienst gesellschaftlicher Ansprüche an das Individuum genommen werden, deren Nichterfüllung wiederum sozial geächtet wird“ (Lessenich 2003, 218).

Vor diesem Hintergrund wird die dreifache Begründung Sozialer Arbeit aktualisiert und dabei sowohl ihre gesellschaftliche Notwendigkeit als auch ihre prekäre Stellung deutlich: 1. Die Bundesrepublik Deutschland ist gemäß Grundgesetz ein sozialer Rechtsstaat - die Soziale Arbeit übernimmt die Aufgabe, dies zu realisieren und die notwendigen Kontakte und Informationen zu erstellen. 2. Die Legitimation unserer Verfassung ergibt sich aus den Möglichkeiten der Teilhabe der Bürger, die sozialen Rechte ermöglichen die liberalen Abwehrrechte und die Realisation der politischen Rechte - die Voraussetzungen für Konflikt- und Konsensfähigkeit werden durch Beiträge der Sozialen Arbeit geschaffen und unterstützt. 3. Der wirtschaftliche und soziale Wandel ist für viele Organisationen und Familien in unserer Gesellschaft aufwandsarm möglich - weil die Voraussetzungen, Schwierigkeiten und Nebenfolgen von der Sozialen Arbeit übernommen werden.

Die Debatte um Inklusion und Exklusion vorzugsweise als Exklusionsdiskurs zu führen und auf die potenziellen Adressaten einzugrenzen, schafft sozialstrukturelle Voraussetzungen für die Fortsetzung sozialer Benachteiligungen. Soziale Ausschließung zu thematisieren, kann nur gesellschaftsbezogen gelingen, und dazu müssen die Mechanismen und Effekte (Vorteile) von Inklusionen zur Sprache gebracht werden - und zwar durchaus unterschieden nach Akteursgruppen und mit der Wahrnehmung unterschiedlicher Macht- und Einflussmöglichkeiten. Die sozialen Grundlagen der Demokratie müssen ständig neu geschaffen werden.

Eine Gesellschaftspolitik, deren nationalstaatliches Arrangement von Inklusions- und Integrationsprozessen wesentlich auf Teilhabemöglichkeiten an Organisationen beruht, die diese aber erklärtermaßen insbesondere im Erwerbs- und Bildungssystem flexibilisieren will, gerät in ein Dilemma:

-  Die zeitliche und räumliche Begrenztheit auf spezielle Organisationen oder kommunikative Arrangements schränken die Inklusionspotenziale ein und lassen einen erheblichen Bedarf an Unterstützungen oder gezielten Ermöglichungen erwarten.

-    Erweiterte Bereiche der Sozialen Arbeit, die Möglichkeiten für Inklusionen zu unterstützen oder Exkludierte stellvertretend in die Soziale Arbeit zu inkludieren, reduzieren wiederum die Flexibilität der anderen Funktionssysteme (z.B. belasten die Wirtschaft mit Kosten, legen die Politik auf überprüfbare Regelungen fest, reduzieren die Möglichkeiten des Medizinsystems, Zuständigkeiten zu reklamieren) und bedingen Ressourcentransfer sowie sozialpolitische Diskurse und Regelungen.

Soziale Arbeit de-adressiert und adressiert Exklusions- und Inklusionskonflikte

Aus einer historischen Perspektive lässt sich belegen: Soziale Arbeit adressiert soziale Konflikte.17 Diese Erfahrungen sind in ihrer aktuellen Bedeutung zu realisieren.

Bettinger (2005) hat in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung sozialpädagogischer Diskurse hingewiesen: diese versorgen Angehörige der Profession mit spezifischen Interpretationsschemata, mit Typisierungen von „Problemen“ und „Fällen“ (ebd., 383). Die Deutungsangebote der Professionellen schränken die Interpretationsmöglichkeiten der Adressaten über ihre soziale Wirklichkeit ein bzw. erweitern diese. 

Welche sozialen Prozesse von Inklusion und Exklusion zum Anlass und als Ausrichtung professionellen Handelns der Sozialen Arbeit genommen werden, wird durch fachliche Diskurse und interne Definitionsprozesse der Sozialen Arbeit

mitbestimmt. Die Möglichkeiten für die Soziale Arbeit, Inklusions-/Exklusionschancen für Klienten zu eröffnen, korrespondieren mit:

-  den Beziehungen zu den Adressaten. Es sind immer zeitgleiche Prozesse der Exklusion und Inklusion beobachtbar, die thematisierte Seite der Form beeinflusst die weiteren Anschlüsse.18

-  den internen Mustern der Interpretation von Konflikten und Lösungsalternativen. Die Zusammenarbeit von sozialen Organisationen bedeutet gleichzeitig einen Ausschluss von anderen Akteuren.

-  den Beziehungen zu den Organisationen anderer Funktionssysteme. Die Gestaltung der Beziehungen zu Organisationen des Rechts, der Religion, der Gesundheit eröffnen Korridore erreichbarer Leistungen für die Adressaten.

Die Zusammenarbeit von Sozialorganisationen mit anderen sozialen Einrichtungen oder Organisationen anderer Funktionssysteme grenzt die Menge der Akteure ein und damit eben auch aus, was die Möglichkeiten für die Klienten einschränkt. Es besteht die Gefahr der Unterbewertung von Konflikten, der Verfilzung und der Intransparenz von Abläufen, sowie dass einzelne Klienten voreingenommen behandelt werden. Die Gefahren beziehen sich in qualitativer Hinsicht auf die Betreuten und insbesondere auf diejenigen, die von Leistungen ausgeschlossen werden. Für Adressaten und Klienten ist das Risiko eines internen Exklusionsdrifts innerhalb der Organisationen Sozialer Arbeit gegeben (van Santen/Seckinger 2003,375f.).

Am Beispiel der Sozialraumorientierung kann dargestellt werden, wie sich veränderte Inklusions-/Exklusionsregeln der Sozialen Arbeit auswirken. Die Sozialraumorientierung soll helfen, dass Personen in Organisationen der SozialenArbeit nicht länger und intensiver inkludiert werden als notwendig. Das Konzept favorisiert die Unterstützung der Inklusion in andere soziale Systeme (Familien, Nachbarschaften, Vereine) und Funktionssysteme (Organisationen der Wirtschaft, Religion, Erziehung, Kunst) mit dem Ziel der Nicht-Inklusion in Organisationen der Sozialen Arbeit. Dies wird möglich, in dem weitaus mehr Personen und Organisationen Relevanz für die Soziale Arbeit erlangen. Firmen, Vereine, regionale Macht- und Einflussträger sollen angesprochen und in den Prozess der sozialen Hilfe unabhängig vom Einzelfall einbezogen werden. Das Ziel der Nicht-Inklusion bzw. Exklusion von Adressaten Sozialer Arbeit wird durch eine erweiterte Inklusion sozialer Systeme und Organisationen erreicht.

Die Gefahren eines externen Exklusionsdrifts können anhand der Sozialraumorientierung veranschaulicht werden: Soziale Arbeit kann auch in den Formen ihrer Organisationen exkludiert werden. Organisationen der Sozialen Arbeit, die nicht wahrgenommen werden oder denen keine relevante Bedeutung von anderen Organisationen oder Einflussträgern beigemessen wird, geraten selbst ins Abseits und können nur eingeschränkt zu Gunsten ihrer Adressaten tätig werden. Die Gefahren eines Exklusionsdrifts bestehen sowohl für Klienten als auch für Organisationen der Sozialen Arbeit. Es ist erforderlich, die Inklusions-/Exklusionsleistungen der Sozialen Arbeit adressatenbezogen, thematisch und sozialräumlich zu reflektieren, um die Anschlussstellen für interne und externe Entwicklungen der Sozialen Arbeit bestimmen zu können.

Die sozialarbeitsinterne Gestaltung der Diskurse sozialer Problemlagen und die Interpretation der gesellschaftlichen Hintergründe beeinflussen die methodischen Handlungsräume, die wiederum dazu beitragen, den Adressatenkreis zu bestimmen.

 Aktuelle  Beispiele,  wie  sich  dieser  Zusammenhang  auf  die  Möglichkeiten  der Inklusionsvermittlung, Verhinderung von Exklusionen oder der Leistungserstellung für Exkludierte auswirkt, lassen sich an der Ethnisierung oder De-ethnisierung von Konflikten, den Interpretationen der Notwendigkeit von materiellen Transferleistungen oder der Kriminologisierung von sozialen Konflikten aufzeigen.

Die Zukunft der Sozialen Arbeit ist eng mit ihrer Stellung zu Inklusion und Exklusion verbunden

Die De-Zentrierung der Gesellschaft durch die Eigenlogiken der Funktionssysteme bietet einen Ansatz zur Erklärung der erstaunlichen Tatsache, dass enorme soziale Unterschiede trotz des politischen Gleichheitsversprechens akzeptiert werden. Funktionssysteme sind auf die Kommunikationsfähigkeit von Organisationen angewiesen, weil sie nicht Adressat oder Sender von Kommunikation sein können.20 Sie müssen deshalb spezielle Organisationen herausbilden, die diese Kommunikationsfunktion als ihre Basis schaffen (z.B. Verbände). Die Bindung an Organisationen hat zur Folge, dass soziale Konflikte als Inklusions- und Exklusionsthemen über Organisationen kommuniziert werden. Sie sind damit von der Beobachtung und Kommunikation einzelner Organisationen abhängig.21 Dadurch entsteht eine Gemengelage organisationsspezifischer Interessen mit der Konsequenz, dass die Organisationen unter den pauschalen Verdacht des Gruppenegoismus gestellt werden können (Miegel 2002). Für die Soziale Arbeit lässt sich daraus ableiten: Eine anwaltliche Funktion der Organisationen der Sozialen Arbeit ist bestreitbar und daher nur eingeschränkt aussichtsreich. Die Vielzahl und die Unterschiedlichkeiten der Organisationen Sozialer Arbeit beeinflussen ihre Möglichkeiten Inklusions-/Exklusionskonflikte fallübergreifend bzw. im Vorfeld zu beeinflussen und bedingen eine spezifisch ausgerichtete Kommunikation.

Nassehi charakterisiert die Entwicklung des Sozialstaats mit dem Hinweis, dass das Problem ‚Inklusion’ politisch gefasst wird: als Antwortstrategie auf Modernisierungsfolgen und fehlende Utopien setzt der Wohlfahrtsstaat auf staatliche Inklusionsvermittlung mittels Anspruchsvermittlungen. Die dafür notwendigen Ressourcen sieht er aber angesichts internationaler Konkurrenz schwinden. Die Individualisierung sozialer Probleme korrespondiert mit einem Arrangement individualisierter Hilfen. Nach seiner Diagnose „ …hat der Wohlfahrtsstaat letztlich das Gemeinschaftshandeln politischer Kollektive durch das je individuelle Verhältnis des Anspruchsberechtigten zum Staat domestiziert“ (Nassehi 2003, 352). Die Soziale Arbeit kann als das gesellschaftliche System beschrieben werden, das sich entlang dieses Transformationsprozesses in seinen Konturen entwickelt hat.

Den Diskursen über thematische Zuschnitte, dem Verhältnis von möglichen Ansprüchen Einzelner an soziale Organisationen und staatlichen Leistungen, dem erwartbaren und notwendigen Welfare-Mix vor Ort kommt im Bereich der Wissenschaft und der Ausbildung der Sozialen Arbeit vor dem Hintergrund dieser Analyse eine hohe Bedeutung zu. Insbesondere die Verschränkung zur Praxis und die Bezüge zu konkreten Lebenslagen verschaffen der Sozialen Arbeit einen Zugang zu sozialen Problemlagen. Sie verfügt über Potenziale, die Passung zwischen kollektivem Handeln und individuellem Erwartungshorizont an sozialstaatliche Leistungen zu beeinflussen. Sie ist für den unmittelbaren Vermittlungsprozess wesentlich mitverantwortlich.

Die Inklusions-/Exklusionsdebatte in der Sozialen Arbeit ist eine Auseinandersetzung über die Funktionsbestimmung der Sozialen Arbeit und ihre Zukunftsperspektiven. Treptow (2002) bilanziert: „…dass funktionale Differenzierung von Gesellschaft durchaus ohne Inklusion geschehen kann, ja verstärkt Exklusion erwarten lässt.“ Skeptisch bleibt er gegenüber der Vorstellung, dass neue Teilsysteme, sprich Soziale Arbeit, das Versprechen von Inklusion über die Prävention oder die Inszenierung von sozialen Milieus einlösen kann. Ebenso scheint es für Galuske (2002, 19) „wahrscheinlich zu sein, dass sich Soziale Arbeit von der Inklusionsvermittlung in eine Form der Exklusionsverwaltung transformiert, deren Aufgabe dann darin besteht, Sozialität und Personalität unter Bedingungen unwahrscheinlich gewordener Inklusion zu ermöglichen.“

Fraglich ist, an welchem Verständnis des Begriffspaares Inklusion/Exklusion oder welcher Interpretation von Integration Soziale Arbeit ihre Fachdiskurse ausrichtet. Nachvollziehbar ist, dass sich gegen die technizistische Sprache und die Gefahren einer administrativen Umsetzung der Aufgabenbeschreibung von ‚Exklusionsverwaltung’ Widerspruch artikuliert. Für die Soziale Arbeit sind die Definitionen von Exklusion und Inklusion dauerhaft von konstituierender Bedeutung, weil sie Titel für Brückenköpfe struktureller Kopplungen zu anderen gesellschaftlichen Teilbereichen sind (vgl. dazu den Nationalen Aktionsplan für Deutschland zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung 2003-2005). Sowohl auf verschiedenen sachlichen und politischen Ebenen als auch in lokalen Entscheidungsszenarien gestaltet Soziale Arbeit die Frage mit: Wo kann die Schaffung von Inklusionsbedingungen für welche Gruppe wem gegenüber wie vermittelt werden? Die Antworten der Sozialen Arbeit auf die Verwerfungen, Verschiebungen und die neuen Profile von Inklusion und Exklusion22 erfordern eine kritisch-reflexive Theorie. Bettinger hat hierzu konkrete Anhaltspunkte benannt (2005, 373). Die für die Soziale Arbeit grundlegenden Probleme der Definition (soziale Problemlage, Programm, Entscheidungs- und Handlungsregeln) sind zugleich Probleme der Kommunikation23 gegenüber Adressaten, Organisationen anderer Funktionssysteme und gegenüber den Organisationen (und deren Mitgliedern) des eigenen Funktionssystems. Denn Soziale Probleme unter dem Aspekt von Inklusion und Exklusion zu fassen, ist eine Option innerhalb der eigenenSystembeschreibungen Sozialer Arbeit.24 Für die Konzipierung dieser Option stehen wiederum - wie die amerikanische Sozialarbeit mit ihren gravierenden Unterschieden zeigt - verschiedene Alternativen zur Verfügung (Pfeifer-Schaupp 2006). So kann Inklusionsmanagement in Bezug auf das Verhältnis von psychischen und sozialen Systemen verstanden werden, mit der Folge der Beachtung von individuellen und familiären Prozessen, therapeutischen Techniken und der Einbettung von Hilfeprozessen in soziale Umgebungen (clinical practice). Die andere Interpretation wird markiert durch die Gewichtung der Interessen an Sozialpolitik, der Gestaltung von sozialen Programmen und der Artikulation von Interessen der Adressaten (vgl. Müller/Otto 1997, Thole/Cloos 2005). Die Ausdifferenzierung der Profession kann entlang des Verständnisses, der Problemnähe, der Bedeutungszuweisung, der Konfliktbereitschaft und der Konfliktverbündeten zum Thema Inklusion/Exklusion analysiert werden.

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